„Mache aus einfachen Dingen keine Wunder,
sondern reduziere Wunder zu einfachen Dingen“

( Francis Bacon )

aap & mehr

Von Kindesbeinen an sprechen und singen wir ganz selbstverständlich – was könnten wir da noch lernen? Aber selbst wenn wir da etwas verändern könnten, wirken wir dann nicht künstlich und unauthentisch?! Und muss man da nicht auch komische Übungen machen, Wollsocken tragen, mit Korken im Mund sprechen? Und irgendwie scheint dieses Thema Stimme auch schwer zu greifen, klingt oft mysteriös

Und genau da setzte mein besonderes Interesse an Stimme, Sprechen und Singen an: ich wollte pragmatisch, logisch, ganzheitlich, mit Hand und Fuß, kreativ und facettenreich arbeiten:

einfach. umfassend. wirkungsvoll.

Ich bin sehr glücklich, dass ich zu diesem Zweck eine Fülle an Ausbildungen, Fortbildungen, Kooperationen, Herausforderungen und Erfahrungen erleben durfte und weiterhin erlebe. Die prägendsten Einflüsse, die mich in meiner Arbeit ausmachen, möchte ich hier kurz erwähnen.


Im Grunde glaubt zwar jedermann,

Dies, dass er richtig atmen kann.
Jedoch, das geht nicht so bequem,
Gleich bringt ein Mensch uns ein System!
Erklärt, dass unserer Atemseele
Der gottgewollte Rhythmus fehle.
Auch hätten wir, so sagt er kühl,
Noch keinen Dunst von Raumgefühl
Und wüssten unsre Atemstützen
In keiner Weise auszunützen.
Er lockert uns und festigt uns,
Kurzum, der Mensch belästigt uns,
Mit dem System, dem überschlauen,
Bis wir uns nicht mehr schnaufen trauen.
(Eugen Roth: Atemgymnastik)

Wegweisend wurde für mich Horst Coblenzer vom Max Reinhardt-Seminar (Universität für Musik und Darstellende Kunst, Wien). Den Begründer der „Atemrhythmisch Angepassten Phonation“ lernte ich 1988 in einem Seminar kennen und war direkt begeistert. Ich vertiefte und verfeinerte meine eigene Sprechtechnik, die Sprechkunst und die pädagogische Vermittlung  und gehörte bereits ab 1990 zu seinem Mitarbeiterstab.

Meine Leidenschaft für Stimme, Sprechen und Singen habe ich allerdings schon in meiner Heimatstadt Bochum entwickelt: im Schulchor und bei der Gestaltung von Gottesdiensten, im Blasorchester und in der Theatergruppe (witzig: ich als Professor Higgins in „Pygmalion“). In dieser Zeit war ich auch Stammgast im Schauspielhaus und wusste noch gar nicht einzuschätzen, auf welch hohem künstlerischen Niveau ich beim Bochumer Ensemble unter Claus Peymann meine ersten Theatererfahrungen machte. Einige Jahre nahm ich Gesangsunterricht und war Mitglied im Neuen Chor Bochum. Später in Münster sang ich in einigen klassischen Chören (u.a. Madrigalchor der Universität), im Gesangsorchester Peter Janssen mit einigen Tourneen und im kleinen und feinen Jazzchor „Quasiphon“.

Die Ausbildung zum Logopäden in Münster war natürlich einer meiner wichtigsten Meilensteine. Allerdings bin ich Rudolf Rösener von der Studiobühne der Universität unendlich dankbar, dass er mich zeitgleich zum Studium der Sprecherziehung motivierte. Erst mit dieser Kombination fühlte ich mich in meinem Arbeitsgebiet so richtig angekommen. An der Studiobühne in Münster und im „Narrenschiff“ in Unna spielte ich einige Jahre (dabei über 100 Mal den Stotterer Billy Bibbit in „Einer flog über das Kuckucksnest“). In der Westfälischen Blindenhörbücherei habe ich etliche Bücher auf Band gesprochen. Als Sprecher und Sänger bin ich mit Tap5-die Stepcompany in zahlreichen Shows aufgetreten. Und mit den Ensembles Tönende Texte und AOIDE gestalte ich nach wie vor viele verschiedene, immer auch musikalisch gestaltete Programme.

Mit der AAP als Basis und „Gerüst“ habe ich allerdings nie darauf verzichtet, über den Tellerrand zu schauen. So prägen mich auch die Musikkinesiologie von John Diamond, die Alexander-Technik, die Atempädagogik Ilse Middendorfs, die Stimmakrobatik des Roy Hart, die Funktionale Stimmpädagogik nach Rabine und Rohmert und in Selbsterfahrung die intensive Beschäftigung mit Gestaltpsychologie, systemischem Coaching und NLP.

Hinzu kommt eine Menge Leitungserfahrung: als Präsident der DVAAP (seit der Gründung) und der Internationalen Vereinigung für AAP (2003-2012), als Schulleiter in drei Berufsfachschulen für Logopädie und als Geschäftsführer eines Praxisverbundes in Münster, Telgte und Osnabrück sowie des Sprechstudios.

Mit besonderem Stolz wurde ich Autor: mit etlichen Beiträgen in der einschlägigen Fachliteratur und mit drei eigenen Büchern zu den Themen AAP, Sprechkunst und Voice Coaching. Ganz aktuell haben meine Kollegin Anja Sportelli und ich die neuen aap-Übungskarten entwickelt.

Mich reizten und reizen immer wieder neue Einsatzfelder und ich hatte offenbar Glück und Geschick, ganz unterschiedliche Dinge tun zu dürfen: an Universitäten, in Firmen, in Schulen, in der Stimmtherapie, in der Kirche, im Theater  – und das alles immer rund um die Stimme!